Glyphosat – das unterschätzte Gift

Am Anfang war Begeisterung.

Als man Glyphosat in den 1950er Jahren erstmals auf Getreide einsetzte, dachte man ein Wundermittel zur Unkrautvernichtung gefunden zu haben.  Nicht nur das, man glaubte es sei für Menschen und Tiere unschädlich.  Anfangs schien es nur unerwünschtes Unkraut zu töten.

Die Landwirtschaftsindustrie war so begeistert, dass sie es bald zum uneingeschränkten Einsatz empfahl.

Doch nicht ganz so harmlos.

Dass Glyphosat für Mensch und Tier aber nicht harmlos ist, weiss man heute.  Zum Beispiel in Argentinien.  Dort spritzen Flugzeuge Glyphosat im grossen Stil über Felder.   Menschen die dort in näheren Kontakt mit dem Unkrautvernichtungsmittel gekommen sind haben schwere Nervenerkrankungen erleiden müssen.  In den umgebenden Nachbardörfern um die Felder kommt es häufig zu Fehlgeburten und Entwicklungsstörungen bei Kindern.

Aber auch in Europa häufen sich Zeichen, dass Glyphosat zumindest auf Tiere schwer beeinträchtigend wirken kann.  Ein Schweinezüchter aus Dänemark hat bei seinen Ferkeln eine erhöhte Missbildungsrate festgestellt.  Diese hatten mit Glyphosat behandeltes Futter gefressen.

Glyphosat ist lange Zeit als etwas vollkommen harmloses dargestellt worden und wurde dementsprechend den Landwirten vermarktet und verkauft.  Heutzutage ist sein Einsatz so weitverbreitet, dass es für viele aus der Landwirtschaft gar nicht mehr wegzudenken ist.  Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2014 an der 2000 Bauern teilnahmen, gaben 74% an Glyphosat zu verwenden.

Was Glyphosat gefährlich macht.

Wie so oft in der Geschichte der modernen Industrie stellen sich die wahren Kosten eines Gifteinsatzes erst Jahrzehnte später heraus.  Ein ähnlicher Fall war das Insektenvernichtungsmittel DDT – welches nach 20-30 Jahren Einsatz fast völlig vom Markt verschwand.  Bei diesem Mittel stand anfangs eine Begeisterung für seine unvergleichbare Wirksamkeit.  Schliesslich musste festgestellt werden, dass es sich im Organismus ansammelt und sehr ernsthafte Schäden verursacht.

Was aber macht Glyphosat für den Menschen gefährlich ?  Man dachte Glyphosat sei die moderne Lösung zur Unkrautbekämpfung.   Das hatte auch einen guten Grund.   Denn es wirkte vorwiegend auf einen ganz bestimmten Stoffwechselweg, den man damals nur bei Pflanzen kannte.  Da dieser Stoffwechselweg beim Menschen nicht vorkam, ging man davon aus, dass das Mittel harmlos sei.

Doch wusste man damals noch nicht:  auch Bakterien teilen diesen Stoffwechselweg und sind für die abtötende Wirkung von Glyphosat empfänglich (die Wirkung ist so stark, dass Glyphosat sogar als bakterientötendes Mittel patentiert wurde).   Und das macht auch den Menschen zum Leidtragenden.  Denn ohne die richtigen Bakterien in unserem Darm gibt es nicht viel, das wir allein richtig verdauen und in unserem Körper aufnehmen können.

Enthalten unsere Lebensmittel Glyphosat, so gelangt dieses mit in unseren Darm.  Auch wenn es für unsere eigenen Körperzellen nicht schädlich sein mag, tötet es doch oder schwächt es einige Bakterien, die wir zur Verdauung brauchen.

So stellt sich heraus, dass Glyphosat die „gesunden Bakterien“ in unserem Darm besonders hart trifft.  Vorwiegend aggressive und krankheits-erregende Keime sind gegen Glyphosat oft resistent und bleiben über (zB. Salmonellen und Clostridien).    Zwei Konsequenzen ergeben sich daraus.  Einerseits fehlen Keime, die wir für eine normale Verdauung brauchen.  Andererseits machen diese den Platz frei für aggressivere Keime, die zwar Glyphosat besser überleben, aber für uns Menschen wertlos, wenn nicht sogar gefährlich werden.

Die Menge macht das Gift.

Dabei ist die Menge des eingesetzten Glyphosats in der Landwirtschaft über die letzten Jahrzehnte stark angestiegen.  Früher verwendete man das Unkrautvernichtungsmittel vorwiegend vor der Saat.  Seit einigen Jahren spritzen manche auch noch zusätzlich vor der Ernte.  Das nennt sich „Sikkation“ und ist sowas wie ein Totspritzen des Getreides.

Aber warum macht man das ?  Die Antwort: um bei der Ernte Zeit, Arbeit und Kosten zu sparen.  Es geht einfach „einfacher“.

Was sind die Folgen des verstärkten Glyphosateinsatzes für Tiere und Menschen ?

Forscher haben das Mittel nun seit Jahrzehnten beobachtet und haben bereits einige unerwünschte Wirkungen von Glyphosat festgestellt.

Einerseits tötet es wertvolle Bakterien in unserem Darm.  Andererseits steht es unter Verdacht, die Wirksamkeit wichtiger Verdauungsenzyme im Darm zu beeinträchtigen.  Diese Enzyme spalten Eiweisse, Fette und Kohlenhydrate, damit unser Körper sie besser aufnehmen kann.

Einer der Stoffe, die dabei weniger gut in Einzelteile gespalten werden ist das berühmte Gluten.   Gluten kommt im Getreide auf natürliche Weise vor und ist für die meisten Menschen normalerweise harmlos.

Das heisst wenn es richtig verdaut wird.  Wird Gluten aber nicht zur Gänze zerlegt, so führt das zur Problemen führen die der Glutenunverträglichkeit sehr stark ähneln.   Das konnte erstmals an Fischen, die Glyphosat im Futter bekamen nachgewiesen werden.  Diese Fische entwickelten alle Anzeichen der Zöliakie, eine schweren Erkrankung, die sich aus der Immunreaktion gegen unverdautes Gluten entwickelt.

Aber nicht nur die Zerlegung und Verdauung unserer Nahrung kann durch Glyphosat beeinträchtigt werden.  Durch die Störung des Bakteriengleichgewichts in unserem Darm fördert es indirekt auch die Leptin- und Insulinresistenz.   Daher steht es unter Verdacht gleich doppelt an der gegenwärtigen Epidemie von Übergewicht und Diabetes II in der Bevölkerung beteiligt zu sein.

Eine Empfehlung.

Am ehesten kann bei zertifizierten Bioprodukte, die einer Qualitätskontrolle unterliegen davon ausgegangen werden, dass diese das Unkrautmittel nicht oder in vergleichsweise geringen Mengen enthalten.  Die Belastung für die Verdauung und das Risiko einer Änderung der Darmflora dürfte daher bei Bioprodukten am geringsten sein.