Blutgruppendiät – hilft sie wirklich ?

Blutzellen

Die Blutgruppendiät – hilfreich beim Abnehmen ?

Die Blutgruppendiät sagt: je nachdem welchen Bluttyp ich habe sind manche Nahrungsmittel besser, andere weniger „geeignet“ um das Idealgewicht zu erreichen.  Geht man nach der Blutgruppendiät so sollte man nach Möglichkeit nur das essen, was zur eigenen Blutgruppe passt. 

Was sind Blutgruppen ?

Als man erstmals versuchte das Blut eines Menschens einem anderen zu übertragen, ging das nicht immer gut.  Manchmal endete es mit dem Tod des Empfängers.  Das liegt daran, das sich nicht jedes Blut mit jedem beliebigen anderen mischen lässt.  Bei manchen Mischungen entsteht eine Abwehrreaktion im Körper des Empfängers.  Dieser erkennt das Spenderblut dann als fremd.  Das Immunsystem wehrt sich und das kann tödliche Folgen haben.   Daher braucht man für Blutspenden die genaue Bezeichnung der Blutgruppen. Dabei gibt es mehrere Unterteilungen.  Für die Blutgruppendiät kommt jedoch nur eine Unterteilung in Frage.   Das System AB0.

Eine Diät.

Die Blutgruppendiät baut also auf der Blutgruppeneinteilung AB0 auf.  Jeder Mensch sollte seine Ernährung passend zur eigenen Blutgruppe wählen. In diesem System gibt es 4 Blutgruppen:

  • A
  • B
  • AB
  • 0
    Blutgruppendiät Zielgruppenverteilung
    Blutgruppen in Deutschland​

Menschen, die die Blutgruppendiät befolgen – der bekannteste heisst Peter J. D’Adamo – sind davon überzeugt, dass die Blutgruppe mit den Ernährungsgewohnheiten unserer Vorfahren zusammenhängt.

  • Blutgruppe 0:  die älteste Blutgruppe.  Der Menschheitsgeschichte nach waren das Jäger und Sammler. 
    Menschen mit dieser Blutgruppe sollten sich vorwiegend von tierischem Eiweiss ernähren.
  • BG A: diese Blutgruppe stammt aus der Zeit, als die Menschen sesshaft wurden.  Vor 10.000 Jahren fing die Menschheit erstmals an, Ackerbau zu betreiben.  Die Empfehlung lautet vorwiegend vegetarische Nahrung.
  • BG B: Menschen mit nomadischen Vorfahren.  Nomaden können Milchprodukte in größeren Mengen zu sich nehmen.
  • BG AB – der Mischtyp bewegt sich in der Empfehlung zwischen A und B.

Je nach Typ ist also mehr von der einen oder der anderen Sorte Nahrungsmittel wünschenswert.

Faktencheck

Soweit die Theorie. Seit 1997 hat Peter J. D’Adamo mehr als 7 Millionen Bücher zum Thema Blutgruppendiät verkauft. Oft schreibt er, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Blutgruppendiät bald belegt würden. 

Aber mehr als zwanzig Jahre später (Stand 03/2018) ist der Nachweis noch niemandem gelungen.  Das heisst, dass bis heute nicht bewiesen werden konnte, dass das Einhalten dieser Regeln irgendeinen Vorteil bringt.  Vielleicht liegt es daran, dass die vorgelegten Studien Mängel aufweisen.

Ausserdem konnte gezeigt werden, dass Menschen aller AB0-Blutgruppen gleichermassen von Übergewicht betroffen sein können.  Bleibt alles andere gleich  (die Art sich zu ernähren zB.) ändert die Blutgruppe also nichts am Risiko Übergewicht zu haben.(5)

Was wahres dran ?

Und doch könnte es sein, dass ein Körnchen Wahrheit darin zu finden ist.  So schwankt die Menge eines Enzyms, welches an der Verdauung tierirscher Fette beteiligt ist tatsächlich nach Blutgruppe.  Dieses Enzym erlaubt es uns tierische Fette (gesättigte Fettsäuren, zB. die Palmitinsäure) in unseren Körper aufzunehmen.  Es heisst IAP-Enzym (engl.: intestinal alkaline phosphatase) und ist bei Menschen mit Blutgruppe 0 und B im Blut in etwa 1/3 höherer Menge vorhanden als bei Menschen mit Blutgruppe A (3).

IAP Serum: Blutgruppe 0 > B > A

Es hilft uns unter anderem bei der Verdauung, Aufnahme und Transport von gesättigten Fettsäuren.  Und die kommen gerade besonders oft in tierischen Nahrungsmitteln vor.  Deshalb geht die Blutgruppendiät davon aus, dass Menschen mit Blutgruppe 0 und B auch tierische Nahrung besser vertragen (4).

Neueste Entdeckung stellt die Blutgruppendiät in Frage.

Leider bleibt die Enttäuschung nicht aus.   Wie sich herausstellt gibt es etwas, das viel schwerer ins Gewicht fällt als die Zugehörigkeit zur Blutgruppe A, B, AB oder 0: der sogenannte Sekretorstatus

Sekretorstatus haben Menschen, die ihre Blutgruppenstoffe auch in ihren Körperflüssigkeiten (zB. Speichel) absondern.    Die meisten Menschen – 80% der Bevölkerung – gehören zu den Sekretoren.   Und das egal welcher Blutgruppe sie haben !  Damit haben die meisten von Natur aus 10x höhere Mengen an „tierischen Verdauungsenzymen“ (IAP) als die 20% Nicht-Sekretoren. 

Deshalb ist die Unterteilung in Blutgruppen für unsere Ernährung von wenig praktischem Nutzen.  Denn im wesentlichen entscheidet nicht die Blutgruppe, ob man tierisches gut oder weniger gut verdauen kann.

  IAP Sekretoren = IAP Nicht-Sekretoren x 10

Die gute Nachricht. 

Die gute Nachricht lautet: egal welche Blutgruppe, mit hoher Wahrscheinlichkeit gehörst Du bereits zu den 80% der Bevölkerung, die von Natur aus eine hohen Menge dieses wichtigen Fettverdauungsenzyms haben. 

Und trotzdem spielt Verdauung eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Übergewicht.  Warum das so ist und wie man am besten abnehmen kann erfährst Du in Abnehmen mit Leptin.  

 

Quellen

  1. Blood type diets lack supporting evidence: a systematic review.
  2. 80% der Menschen haben Sekretorstatus
  3. Serum levels of human alkaline phosphatase isozymes in relation to blood groups.
  4. Involvement of intestinal alkaline phosphatase in serum apolipoprotein B-48 level and its association with ABO and secretor blood group types
  5. ABO blood groups and risk for obesity in Arar, Northern Saudi Arabia.
 

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